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Unweit der ukrainischen Hauptstadt Kiew sind im Ort Makariw nach Angaben des Bürgermeisters 132 Zivilisten erschossen aufgefunden worden. Die meisten Toten seien in Massengräbern entdeckt worden, sagte Wadym Tokar im ukrainischen Fernsehen. Tokar machte für das Verbrechen russische Soldaten verantwortlich, die mehrere Orte in der Region bis vor kurzem besetzt hatten. Die Angaben konnten zunächst nicht überprüft werden. Das mehr als 50 Kilometer westlich von Kiew gelegene Dorf sei zu etwa 40 Prozent zerstört, sagte der Bürgermeister. Es gebe derzeit weder Strom- noch Gas-Versorgung.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat der Ukraine bei ihrem Besuch in Kiew Mut auf dem Weg in die Europäische Union gemacht. „Wir stehen an eurer Seite, wenn ihr von Europa träumt“, sagte von der Leyen bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. „Meine heutige Botschaft lautet, dass die Ukraine zur europäischen Familie gehört.“
Man habe die ukrainische Anfrage auf EU-Mitgliedschaft laut und deutlich gehört. Zugleich sprach von der Leyen von einer „ersten positiven Antwort“, als sie Selenskyj einen Fragebogen überreichte, der die Grundlage für die Gespräche über den Beitritt sein soll.
Bei einem Raketenangriff auf den Bahnhof der ostukrainischen Stadt Kramatorsk sind nach offiziellen Angaben Dutzende Menschen getötet und verletzt worden. Es gebe 30 Tote und 100 Verletzte, sagte Eisenbahnchef Olexander Kamischyn. Zahlreiche Menschen sollen dort auf ihre Evakuierung gewartet haben. Nach Ansicht des US-Verteidigungsministeriums sind die russischen Streitkräfte für den tödlichen Raketenangriff auf einen Bahnhof in der ostukrainischen Stadt Kramatorsk verantwortlich. Russlands offizielle Dementis in dieser Sache seien „nicht überzeugend“, sagte der Sprecher des Pentagons, John Kirby. „Unsere Einschätzung ist es, dass das ein russischer Angriff war und dass sie eine ballistische Kurzstreckenrakete genutzt haben, um ihn auszuführen“, sagte Kirby. Mit Blick auf die zivilen Opfer sagte er, der Angriff sei erneut ein Beispiel der russischen „Brutalität“ und der „Sorglosigkeit“ gegenüber der Zivilbevölkerung.
In der nordostukrainischen Region Sumy befinden sich ukrainischen Angaben zufolge keine russischen Truppen mehr. Das Territorium des Gebiets Sumy sei frei von russischen Einheiten, teilte der Chef der Gebietsverwaltung von Sumy, Dmytro Schywyzkyj, in der Nacht zu Freitag auf Facebook mit. Sollten die Menschen Explosionen hören, so sei dies, weil Rettungskräfte und Sprengstoffexperten von russischen Einheiten zurückgelassene Munition neutralisierten.
Kaczynski übt scharfe Kritik am Verbündeten Ungarn
Der polnische Vizeministerpräsident Jaroslaw Kaczynski hat den langjährigen Verbündeten Ungarn überraschend scharf kritisiert. Eine weitere Zusammenarbeit sei nicht möglich, wenn sich die Haltung des ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban gegenüber der russischen Aggression in der Ukraine nicht ändere, sagte Kaczynski in einem Radiointerview.
Er habe eine „eindeutig negative“ Meinung darüber, dass Orban sich weigere, den russischen Präsidenten Wladimir Putin wegen der Invasion in die Ukraine zu verurteilen oder zur Ausrüstung der Ukraine mit Waffen beizutragen. Auch dass Orban den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj als einen seiner Gegner bezeichnet habe, kritisierte Kaczynski. Orbans Haltung sei „sehr traurig“ und eine Enttäuschung.
Experten aus Den Haag sollen Leichen in Butscha identifizieren
Experten der Internationalen Kommission für vermisste Personen (ICMP) sollen die jüngsten Gräueltaten in der Ukraine untersuchen. Ein Team der Organisation werde voraussichtlich Anfang kommender Woche in die Ukraine reisen und dabei helfen, die Leichen im Kiewer Vorort Butscha zu identifizieren, sagte Generaldirektorin Kathryne Bomberger der Nachrichtenagentur AP. Die Kommission war ursprünglich gegründet worden, um Tote und Vermisste der Balkankriege in den 1990er Jahren zu identifizieren, unter anderem die Opfer des Völkermords von Srebrenica.
Australien fliegt Bushmaster-Panzerfahrzeuge in die Ukraine
Australien hat 20 von der Ukraine angeforderte Bushmaster-Panzerfahrzeuge auf den Weg in das Krisenland gebracht. Die elf Tonnen schweren, vielseitig verwendbaren Truppentransporter, die Australien unter anderem in Afghanistan eingesetzt hatte, sollen ihre zehn Insassen vor Landminen und anderen Sprengkörpern schützen.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte in der vergangenen Woche bei einer Ansprache an das australische Parlament konkret um eine Lieferung von Bushmastern gebeten.
Am Freitagmorgen (Ortszeit) wurden die ersten olivgrün gestrichenen Fahrzeuge auf dem Militärflughafen Amberley in Queensland in Transportflugzeuge verladen. Jeder der in den 1990er Jahren in Australien entwickelten „Bushmaster Protected Mobility Vehicles“ kostet 2,45 Millionen australische Dollar (1,7 Millionen Euro).
Russland schließt Büros von Amnesty und Human Rights Watch
Russland schließt die Büros der Menschenrechtsorganisationen Amnesty International und Human Rights Watch. Die Organisationen seien „aus dem offiziellen Register ausländischer Nichtregierungsorganisationen“ in Russland aufgrund von „Verstößen gegen das russische Recht“ ausgeschlossen worden, teilte das Justizministerium in Moskau mit. Dies entspreche de facto der Schließung, erklärte Amnesty.
Quelle: https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ukraine-russland-konflikt-blog-100.html