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Das Vorgehen der russischen Armee in Butscha sei mit dem Völkermord vom Srebrenica vergleichbar, sagt Journalist Ivan Gayvanovych in Kiew. Russlands Armee führe einen Krieg gegen das ukrainische Volk. Als die russische Armee in dem kleinen Ort Trostjanez unter Druck geriet, hätten die Soldaten geplündert, gefoltert und Menschen erschossen, sagt „Spiegel“-Reporter Christoph Reuter. Es gäbe keine Befehle, die sie davon abhalten würden.
Die zahlreichen nach dem russischen Truppenabzug entdeckten getöteten Zivilisten in Butscha nahe der ukrainischen Hauptstadt Kiew werfen nach Angaben der Vereinten Nationen Fragen nach möglichen Kriegsverbrechen auf. Das UN-Menschenrechtsbüro in Genf teilte mit, es könne sich noch nicht zu den Ursachen und Umständen äußern. „Aber das, was bislang bekannt ist, wirft eindeutig ernsthafte und beunruhigende Fragen über mögliche Kriegsverbrechen und schwerwiegende Verletzungen des humanitären Völkerrechts auf“, erklärte das Büro. „Es ist essenziell dass eine unabhängige Untersuchung zu effektiver Rechenschaft führt“, sagte UN-Generalsekretär António Guterres in New York laut Mitteilung.
Staatsanwältin: 410 tote Zivilisten in zurückerobertem Großraum Kiew gefunden
Nach dem Abzug der russischen Truppen aus dem Großraum Kiew sind mehr als 400 tote Zivilisten in dem Gebiet gefunden worden. Die Leichen von 410 Zivilisten seien aus „den befreiten Gebieten in der Region Kiew in Sicherheit gebracht“ worden, sagte die Generalstaatsanwältin Iryna Wenediktowa im ukrainischen Fernsehen. Experten hätten bereits 140 Tote gerichtsmedizinisch untersucht.
Scholz wirft Russland „Kriegsverbrechen“ vor und kündigt weitere Sanktionen an
Bundeskanzler Olaf Scholz hat weitere Sanktionen gegen Russland angekündigt. „Wir werden im Kreis der Verbündeten in den nächsten Tagen weitere Maßnahmen beschließen“, sagte er am Abend mit Hinweis auf die in Butscha bei Kiew aufgefundenen getöteten ukrainischen Zivilisten nach dem Abzug des russischen Militärs. „Putin und seine Unterstützer werden die Folgen spüren.“ Deutschland werde der Ukraine weiter Waffen liefern, damit diese sich gegen Russland verteidigen könne. „Die Ermordung von Zivilisten ist ein Kriegsverbrechen. Diese Verbrechen der russischen Streitkräfte müssen wir schonungslos aufklären“, sagte Scholz.
Papst möchte gerne in Ukraine reisen
Papst Franziskus würde gerne in die Ukraine reisen. Das bekräftigte er am Sonntagabend bei der Pressekonferenz auf dem Rückflug von Malta. „Die Bereitschaft ist immer da, es gibt kein Nein. Ich stehe zur Verfügung“, so der 85-Jährige. Die Frage sei, ob solch eine Reise sinnvoll wäre. „Oder muss man sie tun?“, gab der Papst zu bedenken. Er sei bereit alles Mögliche zu tun und auch der Heilige Stuhl unternehme alles, was möglich sei. Eine weitere Möglichkeit sei eine Reise nach Polen, um dort ukrainische Flüchtlinge zu treffen. Hierüber habe Franziskus mit Kardinal Konrad Krajewski nach dessen Reisen an die polnisch-ukrainische Grenze gesprochen. Und auch an einem Treffen mit dem orthodoxen Patriarchen Kyrill I. werde gearbeitet, voraussichtlich im Nahen Osten.
Patriarch Kyrill I. fordert russische Soldaten zum Kampf auf
Der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. hat die Soldaten Russlands zur Erfüllung ihres Eides für das Vaterland aufgerufen. Man müsse alles tun, damit das Blutvergießen gestoppt und „die Gefahr eines brudermörderischen Streit mit all seinen Folgen“ abgewendet werden, sagte er laut Mitteilung des Moskauer Patriarchats bei einem Gottesdienst in der Hauptkirche der russischen Streitkräfte in Kubinka bei Moskau. „Aber dabei müssen wir – wenn ich ‚wir‘ sage, meine ich in erster Linie die Armeeangehörige – unserem Eid und unserer Bereitschaft treu bleiben, unser Leben für unsere Freunde hinzugeben, wie es das Wort des Allmächtigen besagt.“ Der Patriarch gilt als ein enger Verbündeter Putins.
Polen zeigt sich offen für Stationierung von US-Atomwaffen
Polens Vize-Regierungschef Jaroslaw Kaczynski ist offen für eine Stationierung amerikanischer Atomwaffen in seinem Land. „Wenn die Amerikaner uns bitten würden, US-Atomwaffen in Polen einzulagern, so wären wir dafür aufgeschlossen. Es würde die Abschreckung gegenüber Moskau deutlich verstärken“, sagte der nationalkonservative Politiker der „Welt am Sonntag“. Im Moment stelle sich diese Frage nicht, „aber das kann sich bald ändern“. Die Initiative müsste von den Amerikanern ausgehen, sagte er. Aber grundsätzlich ergebe es Sinn, die nukleare Teilhabe auf die Nato-Ostflanke auszuweiten.
Quelle: https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ukraine-russland-konflikt-blog-100.html