In der Stadt Mariupol wird die Lage für die Zivilbevölkerung immer dramatischer.
Quelle: Reuters

Die ukrainische Armee hat US-Angaben zufolge eine Offensive zur Rückeroberung der Stadt Cherson im Süden des Landes gestartet. „Die Ukrainer versuchen, Cherson zurückzugewinnen, und wir würden sagen, dass Cherson derzeit wieder umkämpftes Territorium ist“, sagte ein Vertreter des US-Verteidigungsministeriums am Freitag zu Journalisten in Washington.

Bundeskanzler Olaf Scholz hat einen möglichen russischen Einsatz von Chemiewaffen in der Ukraine als „Sakrileg“ bezeichnet. Er weist die russischen Vorwürfe zurück, dass es in der Ukraine chemische oder biologische Waffen gebe. Diese Warnungen Moskaus dürften kein Vorwand sein, dass Russland selbst solche Waffen einsetzen könnte. „Das ist eine Grenzüberschreitung – nach all den Grenzüberschreitungen wäre das die weiteste und furchtbarste“, fügt er hinzu. Die russische Armee will sich nach offiziellen Angaben bei ihrem Vorgehen in der Ukraine künftig auf die „Befreiung“ der Donbass-Region im Osten des Landes konzentrieren. Die ersten bei dem militärischen „Sondereinsatz“ in der Ukraine gesetzten Ziele seien erreicht und die „ukrainischen Kampfeinheiten in bedeutendem Umfang reduziert worden“, sagte der stellvertretende Generalstabschef Sergej Rudskoj am Freitag. Damit könne die Armee künftig „den Großteil ihrer Anstrengungen auf das Hauptziel richten: Die Befreiung des Donbass“. Das russische Militär hat nach Angaben aus Moskau das größte Treibstofflager der Ukraine zerstört. Am Donnerstagabend sei mit „hochpräzisen seegestützten Marschflugkörpern vom Typ Kalibr eine Treibstoffbasis im Dorf Kalyniwka in der Nähe von Kiew“ angegriffen worden, erklärte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow. Dort habe die ukrainische Armee ihren „größten verbliebenen Treibstoffvorrat“ aufbewahrt.

Die ukrainischen Streitkräfte versorgten demnach bislang von Kalyniwka aus ihre Einheiten im Zentrum des Landes. Konaschenkow erklärte zudem, drei ukrainische Luftabwehrsysteme und vier Drohnen sowie weitere Militärausrüstung seien zerstört worden. Die Angaben konnten zunächst nicht unabhängig überprüft werden. Russland hatte seinen Militäreinsatz in der Ukraine vor gut einem Monat gestartet.

Russland will als Reaktion auf die Nato-Aktivitäten vor seinen Grenzen seine Westflanke militärisch stärken. An der Ostflanke der Nato habe sich eine gewaltige Gruppierung gebildet, „eine mächtige militärische Infrastruktur, eine Verteidigungsstruktur der Nato“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Freitag der Agentur Interfax zufolge. Der russische Präsident Wladimir Putin hatte laut Peskow Verteidigungsminister Sergej Schoigu bereits zu Schritten für eine Verbesserung der Verteidigungslinie aufgefordert – noch vor den jüngsten Ankündigungen der Nato, ihre Präsenz im Osten weiter zu verstärken.

Putin unterzeichnet Gesetz zu „Falschinformationen“ über Auslandsaktionen
Russlands Präsident Wladimir Putin hat ein Gesetz unterzeichnet, das Haftstrafen von bis zu 15 Jahren für die Veröffentlichung von „Falschinformationen“ über Auslandsaktionen des russischen Staates vorsieht. Das in dieser Woche vom Parlament beschlossene Gesetz legt Gefängnisstrafen und Geldbußen für Menschen fest, die „wissentlich falsche Informationen“ über Maßnahmen russischer Regierungsbehörden „außerhalb des russischen Territoriums“ verbreiten. In Fällen, in denen die „falsche Information“ zu „ernsthaften Konsequenzen“ führt, droht eine Höchststrafe von 15 Jahren Haft.

Frankreich plant Evakuierung von Mariupol
Frankreich hat eine gemeinsame Initiative mit der Türkei und Griechenland zur Evakuierung der belagerten ukrainischen Stadt Mariupol angekündigt. Die drei Länder wollen einen „humanitären Einsatz starten, um all jene zu evakuieren, die Mariupol verlassen wollen“, wie Frankreichs Präsident Emmanuel Macron am Freitagabend nach dem EU-Gipfel in Brüssel sagte. Er werde in den nächsten 48 bis 72 Stunden erneut mit Kreml-Chef Wladimir Putin sprechen, „um die Einzelheiten auszuarbeiten“.

Vorerst letzter Zug von St. Petersburg nach Helsinki fährt am Sonntag
Eine der letzten direkten Verbindungen zwischen der EU und Russland wird eingestellt: Wie der finnische Bahnbetreiber VR am Freitag mitteilte, fährt der Allegro-Schnellzug zwischen der russischen Metropole St. Petersburg und der finnischen Hauptstadt Helsinki am Sonntag vorerst zum letzten Mal. Der beliebte Allegro-Schnellzug fuhr bislang zwei Mal täglich. Die russische Ukraine-Invasion hatte die Nachfrage nach Tickets für den Zug zuletzt deutlich steigen lassen.
Bisher habe VR im Einklang mit den Anweisungen der Behörden den Betrieb des Allegro-Schnellzugs aufrecht erhalten, um den Zugang finnischer Staatsbürger zu ihrem Heimatland sicherzustellen, erklärte der Vizechef des Bahnunternehmens, Topi Simola. „Menschen, die Russland verlassen wollten, hatten dazu in den vergangenen Wochen Gelegenheit.“

Quelle: https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ukraine-russland-konflikt-blog-100.html