Ein Mann und ein Kleinkind fliehen aus Irpin, einer Stadt westlich von Kiew.
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Der russische Großangriff auf Kiew ist nach Einschätzung eines Militärforschers der Londoner Denkfabrik Chatham House nur noch eine Frage von Stunden oder Tagen. Die russischen Truppen, die tagelang in einer mehr als 60 Kilometer langen Kolonne vor der ukrainischen Hauptstadt feststeckten, hätten sich nun neu formiert, sagte Mathieu Boulègue. „Das wird eine grauenhaft verlustreiche Schlacht und eine Belagerung, wie wir sie in der modernen Geschichte selten gesehen haben.“

Aus US-Verteidigungskreisen hieß es hingegen, die Umgruppierungen der Kolonne vor Kiew seien eher zum besseren Schutz der Fahrzeuge erfolgt, es sei kein taktisches Vorrücken beobachtet worden. Von Nordosten allerdings seien andere Einheiten auf 20 bis 30 Kilometer an Kiews Zentrum herangerückt.

Ukraine befürchtet Eingreifen belarussischer Truppen
Das ukrainische Zentrum für Strategische Kommunikation erklärt, es könne nicht ausschließen, dass Belarus noch am Freitag einen Angriff starten werde. „Nach vorläufigen Daten könnten belarussische Truppen am 11. März um 21 Uhr (20 MEZ) an der Invasion beteiligt werden“, teilt das Zentrum mit.

Zuvor waren am Freitag der russische Präsident Wladimir Putin und der belarussische Staatschef Alexander Lukaschenko zu Beratungen zusammengekommen.

China hat Russland bei seinen Behauptungen über angeblich in der Ukraine produzierte Biowaffen den Rücken gestärkt. Man habe die „relevanten Informationen“ Moskaus zur Kenntnis genommen, sagte der chinesische UN-Botschafter Zhang Jun bei einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats in New York. Diese sollten „große Aufmerksamkeit der internationalen Gemeinschaft hervorrufen“ und überprüft werden.

Gleichzeitig wies der Vertreter Pekings Vorwürfe aus Washington zurück, China verbreite russische Propaganda zu dem Thema. Hintergrund ist Russlands Vorwurf an die USA und die Ukraine, auf ukrainischem Boden biologische Waffen zu entwickeln. Die USA sprechen von „Propaganda“ und einem möglichen Vorwand der Russen, um selbst Massenvernichtungswaffen einzusetzen. Russland hat der Ukraine und den USA vor dem UN-Sicherheitsrat vorgeworfen, Biowaffen zu entwickeln, und behauptet, entsprechende Beweise zu haben. „Das russische Verteidigungsministerium besitzt jetzt Dokumente, die bestätigen, dass es auf dem Territorium der Ukraine ein Netzwerk von mindestens 30 biologischen Labors gab“, sagte Russlands UN-Botschafter Wassili Nebensja bei einer Dringlichkeitssitzung des Gremiums in New York. Diese seien für „gefährliche Experimente“ mit Erregern von Milzbrand, Tularämie, Cholera und anderen tödlichen Krankheiten genutzt worden. Dabei sei Kiew vom Pentagon unterstützt worden.

Moskau hatte die Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats beantragt. Internationale Faktenchecker haben Behauptungen über ein Netz von Laboren bereits entkräftet. Die USA sprechen von „Propaganda“ und einem möglichen Vorwand der Russen, selbst Massenvernichtungswaffen im Ukraine-Krieg einzusetzen.

Quelle: https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ukraine-russland-konflikt-blog-100.html