Black smoke billows over Sievierodonetsk Azot chemical plant as Russia’s invasion on Ukraine continues, in Sievierodonetsk, Luhansk Region, Ukraine, in this still image obtained from a handout video released on June 9, 2022. Luhansk Region Police/Handout via REUTERS

Chemiefabrik in Sjewjerodonezk umzingelt
Die Chemiefabrik Azot in der schwer umkämpften ostukrainischen Stadt Sjewjerodonezk ist nach Angaben prorussischer Separatisten vollständig umzingelt. „Eine kleine Gruppe ukrainischer Formationen auf dem Territorium des Azot-Chemiewerks kann die Fabrik nicht mehr verlassen“, schrieb der Botschafter der selbst ernannten Volksrepublik Luhansk in Moskau, Rodion Miroschnik, im sozialen Netzwerk Telegram. Miroschnik räumte die Möglichkeit ein, dass sich auf dem belagerten Azot-Gelände weiter auch Zivilisten aufhalten könnten. Die ukrainische Seite hatte zuletzt von mehreren Hundert Menschen gesprochen, die die Fabrikkeller als Luftschutzbunker nutzten. Mehr als 90 Prozent des Luhansker Gebiets, in dem Sjewjerodonezk liegt, ist von Russland nach über drei Monaten Krieg bereits besetzt.

Russlands Militär beschießt Flughafen und Panzerfabrik in Ostukraine
Die russischen Streitkräfte haben eigenen Angaben zufolge in der Nacht einen Flughafen und eine Panzerfabrik im Osten der Ukraine angegriffen. „Auf dem Flughafen Dnipro wurde mit hochpräzisen Boden-Luft-Raketen Luftfahrtechnik der ukrainischen Streitkräfte vernichtet, im Raum Charkiw Produktionskapazitäten zur Reparatur von Waffentechnik“, sagte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, am Freitag. Bei anhaltend schweren Kämpfen im Donbass sind die russischen Truppen nach ukrainischen Angaben zuletzt auf den Verkehrsknotenpunkt Bachmut vorgerückt. Sie drohen damit, den Nachschub für das Verwaltungszentrum Sjewjerodonezk abzuschneiden. Die Ortschaften befinden sich nur etwa zehn Kilometer südwestlich von Bachmut. Auch die Straße von Bachmut nach Sjewjerodonezk kann von dort mit schwerem Gerät beschossen werden.

Polen will Getreide-Transport aus der Ukraine ausweiten
Polen will die Möglichkeiten zum Transport von Getreide aus der Ukraine ausweiten. „Wenn wir sehr intensiv daran arbeiten, können wir in nächster Zeit auf 1,5 Millionen Tonnen pro Monat kommen“, sagte Landwirtschaftsminister Henryk Kowalczyk nach einem Treffen mit EU-Agrarkommissar Janusz Wojciechowski. Gegenwärtig sei man dabei, die Abfertigungskapazitäten an den Grenzübergängen zu erhöhen. Die Ukraine habe die Erwartung geäußert, auf dem Landweg über Polen bis zu fünf Millionen Tonnen Getreide ausführen zu können. Dies sei aber nicht zu schaffen, da Polen dafür technisch nicht vorbereitet sei, räumte Kowalczyk ein. Das größte Problem sei die unterschiedliche Spurbreite der Eisenbahnen – in der Ukraine sind Gleise in russischer Breitspur verlegt. Außerdem mangele es an Containern für den Transport, sagte Kowalczyk weiter. Er habe deshalb bei seinem Treffen mit Bundesagrarminister Cem Özdemir am Donnerstag diesen gebeten, dass Deutschland mit Containern aushelfe.

Charkiw wird weiter angegriffen
Bei russischen Angriffen auf einen Vorort der Stadt Charkiw sind mindestens zwei Zivilisten verletzt worden. Rettungskräfte suchten nach weiteren Opfern in Derhatschi, einer Stadt etwa zwölf Kilometer nordwestlich von Charkiw, die in den letzten Wochen wiederholt Ziel von Angriffen war. Nach dem Beschuss brachen Brände in Wohngebäuden aus, teilte der Katastrophenschutz in der Region Charkiw mit.
Der Bürgermeister von Charkiw, Ihor Terechow, sagte in einem Fernsehinterview, seine Stadt werde weiterhin regelmäßig angegriffen. „Die Intensität des Beschusses“ habe etwas nachgelassen, aber in der Stadt würden „Bomben und Raketen mit höherer Sprengkraft“ eingesetzt. „Die Zerstörung, die wir heute sehen, ist sehr, sehr schwerwiegend.“

Serbien: Jahrhundertealte Beziehungen zu Moskau
Serbien hat sein Vorgehen verteidigt, sich nicht den EU-Sanktionen gegen Russland anzuschließen. „Da haben wir eine andere Position aus ganz vielen Gründen“, sagte der serbische Präsident Aleksandar Vucic nach einem Treffen mit Kanzler Olaf Scholz (SPD) in Belgrad. Er verwies dabei darauf, dass die Serben „andere Beziehungen mit der russischen Seite seit Jahrhunderten pflegen“.
Der EU-Beitrittskandidat Serbien ist in der Energieversorgung stark von Russland abhängig. Ende Mai hatte das Land seinen Vertrag für russische Gaslieferungen zu besonders günstigen Konditionen verlängert.
Kurz vor seinem Serbien-Besuch hat Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) dem EU-Beitrittskandidaten eine Abkehr von seinem bislang engen Verhältnis zu Russland nahe gelegt. „Wer Mitglied der Europäischen Union werden will, muss das gesamte Regime, das damit verbunden ist, für sich akzeptieren“, sagte er auf einer Pressekonferenz mit Kosovos Ministerpräsident Albin Kurti in Pristina. Dazu gehöre auch eine gemeinsame Politik gegenüber anderen Ländern. „Es ist wichtig zu wissen: Der Weg nach Europa ist der Weg nach Europa.“ Serbien verhandelt seit 2014 um einen Beitritt zur EU. Wegen der mangelnden Reformbereitschaft der Regierung in Belgrad machen die Verhandlungen kaum Fortschritte. Zugleich pflegt Serbien ein enges Verhältnis zu Russland und China. Die EU-Sanktionen gegen Russland möchte das Balkanland derzeit nicht übernehmen, weil es dadurch seine wirtschaftlichen Interessen gefährdet sieht.

Quelle: https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ukraine-russland-konflikt-blog-100.html