
Die Ukraine und Russland haben nach Behördenangaben aus Kiew der jeweils anderen Seite die Leichen von 160 Soldaten übergeben. Der Austausch sei am 2. Juni entlang der Frontlinie im Gebiet Saporischschja erfolgt, teilte das ukrainische Ministerium für die Wiedereingliederung der vorübergehend besetzten Gebiete in Kiew mit. An dem Austausch seien ukrainische Geheimdienste und der Generalstab der Streitkräfte sowie weitere Sicherheitsstrukturen beteiligt gewesen, hieß es. Nach ukrainischen Angaben laufen auch weiter Verhandlungen über den Austausch von Kriegsgefangenen auf beiden Seiten. Unter anderem sind in russischer Gewalt Tausende ukrainische Kämpfer, die das Stahlwerk in Mariupol verteidigt hatten, bevor es Russland im Mai einnehmen konnte.
Im Donbass hat die Ukraine nach eigenen Angaben Teile der Stadt Sjewjerodonezk zurückerobert. Die russische Armee verstärkt offenbar ihre Luftangriffe auf militärische Ziele. Russland verstärkt nach Angaben des ukrainischen Militärs seine Truppen rund um Sjewjerodonezk im Osten der Ukraine. Noch stoppen ukrainische Soldaten vielerorts den Vormarsch. Russische Soldaten sprengen nach Angaben des Gouverneurs der ostukrainischen Region Luhansk Brücken in der umkämpften Stadt Sjewjerodonezk. Damit solle verhindert werden, dass militärische Ausrüstung und Hilfe für die Zivilisten in die Stadt gebracht werden könne, sagte Gouverneur Serhij Hajdaj im Fernsehen. Beim Kampf um die Stadt Sjewjerodonezk im ostukrainischen Gebiet Luhansk hat Russland die Angriffe nach ukrainischen Angaben mit Hilfe frischer Reserven fortgesetzt. „Mit Artillerieunterstützung führt der Feind Sturmhandlungen in der Ortschaft Sjewjerodonezk durch, hat seine Gruppierung mit der mobilen Reserve des 2. Armeekorpus verstärkt, die Kämpfe in der Stadt halten an“, teilte der ukrainische Generalstab heute in seinem Lagebericht mit.
Russische Angriffe auf den Vorort Ustynowka seien ebenso erfolglos verlaufen wie eine versuchte Bodenoffensive im Raum Bachmut, berichtete der Generalstab. Die russischen Angriffe zielen darauf ab, die ukrainischen Truppen in Sjewjerodonezk von der Versorgung abzuschneiden und sie einzukesseln. Die Gegend um Sjewjerodonezk – Lyssytschansk – ist der letzte Flecken im Gebiet Luhansk, der noch von kiewtreuen Truppen gehalten wird. In der vergangenen Woche sind die russischen Truppen erstmals in Sjewjerodonezk eingedrungen, doch die vollständige Einnahme der früheren Großstadt ist bislang nicht gelungen.
Ukrainische Einheiten hielten weiterhin ihre Stellungen in der Stadt und drängten russische Soldaten an mehreren Stellen zurück, sagte Hajdaj. Die Industriestadt Sjewjerodonezk liegt am Siwerskji Donez, auf der anderen Seite des Flusses befindet sich ihre Zwillingsstadt Lyssytschansk.
Kiew: Geheimdienst in Kontakt mit gefangenen Asovstal-Kämpfern
Der ukrainische Geheimdienst steht nach Angaben der Regierung in Kiew in Kontakt zu den von Russland gefangen genommenen Kämpfern aus dem Asovstal-Stahlwerk in Mariupol. Die Regierung unternehme alles, um sie freizubekommen, sagt Innenminister Denys Monastyrskij im ukrainischen Fernsehen. Über den Geheimdienst erfahre man etwas über die Haftbedingungen, die Versorgung und die Möglichkeiten einer Freilassung der Kämpfer.
Nach russischen Angaben vom Mai haben sich fast 2.000 Ukrainer ergeben, nachdem sie wochenlang in Bunkern und Tunneln unter dem riesigen Stahlwerk in der Hafenstadt im Süden erbitterten Widerstand geleistet hatten.
Kein baldiges Kriegsende erwartet – vorerst keine Verhandlungen
Der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podoljak sieht kein baldiges Ende des Krieges in seinem Land kommen. „Das kann sich noch zwei bis sechs Monate hinziehen“, sagte Podoljak in einem Interview mit dem oppositionellen russischen Online-Portal „Medusa“. Am Ende hänge es davon ab, wie sich die Stimmung in den Gesellschaften Europas, der Ukraine und Russlands verändere. Podoljak machte klar, dass es erst Verhandlungen geben werde, wenn sich die Lage auf dem Schlachtfeld ändere und Russland nicht mehr das Gefühl habe, die Bedingungen diktieren zu können.
Kiew glaubt an Kriegsende in zwei bis sechs Monaten
Die ukrainische Präsidialverwaltung prognostiziert, dass der russische Angriffskrieg noch bis zu einem halben Jahr dauern kann. „Das kann sich noch zwei bis sechs Monate hinziehen“, sagte der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podoljak im Interview mit dem oppositionellen russischen Online-Portal „Medusa“ mit Blick auf die mögliche Kriegsdauer. Am Ende hänge es davon ab, wie sich die Stimmung in den Gesellschaften Europas, der Ukraine und Russlands verändere. Verhandlungen werde es erst geben, wenn sich die Lage auf dem Schlachtfeld ändere und Russland nicht mehr das Gefühl habe, die Bedingungen diktieren zu können, sagte Podoljak. Er warnte dabei einmal mehr vor territorialen Zugeständnissen an Russland. Das werde den Krieg nicht beenden. „Weil es für die Russische Föderation – und das hat Herr (Wladimir) Putin mehrmals gesagt – prinzipiell ist, dass allein die Existenz der ukrainischen Staatlichkeit schädlich ist.“ Der russische Vormarsch ziele daher weniger auf die Eroberung konkreter Gebiete als auf die Zerstörung der Ukraine an sich.
Ukraine-Besuch: Papst will auf richtigen Moment warten
Papst Franziskus will in das Kriegsland Ukraine reisen, wartet nach eigenen Worten aber noch auf den richtigen Moment. Dies antwortete er am Samstag laut einem Bericht des Portals „Vatican News“ auf die Frage eines ukrainischen Kindes. Der Papst sagte den Angaben zufolge, dass er bald mit den ukrainischen Behörden sprechen werde, um die Möglichkeiten einer Reise zu erörtern. Vor einigen Wochen hatte er in einem Interview trotz zahlreicher Einladungen und Bitten aus dem Kriegsgebiet gesagt: „Ich spüre, dass ich nicht gehen sollte. Zuerst muss ich nach Moskau gehen, zuerst muss ich Putin treffen.“
Sri Lanka und Russland streiten über beschlagnahmtes russisches Flugzeug
Die Beschlagnahmung eines Flugzeugs der russischen Fluggesellschaft Aeroflot in Sri Lanka sorgt für Streit zwischen Russland und dem südasiatischen Inselstaat. Der größte Flughafen von Sri Lanka, Bandaranaike, dementierte heute, dass die Regierung in Colombo die Beschlagnahme des Airbus A330 veranlasst habe. Die Angelegenheit sei „rein kommerzieller Natur“, es gebe keinen Anlass für staatliche Einmischung, erklärte die Flughafenverwaltung. Die russische Maschine war am Donnerstag auf Anordnung des Handelsgerichts in Colombo konfisziert worden. Der Flug SU289 mit 191 Passagieren und 13 Besatzungsmitgliedern an Bord wurde kurz vor dem Rückflug nach Moskau gestoppt. Hintergrund ist ein Streit mit einem irischen Luftfahrtunternehmen. Aeroflot hatte im März alle internationalen Flüge ausgesetzt, nachdem westliche Staaten wegen der russischen Invasion in der Ukraine massive Sanktionen verhängt hatten. Die Flüge nach Colombo wurden im April wieder aufgenommen. Die russische Luftfahrtbehörde empfahl Airlines, die mit im Ausland gemieteten Flugzeugen fliegen, Auslandsflüge auszusetzen, um einer Beschlagnahme zu entgehen. Ob die Beschlagnahmung der SU289 mit diesen Sanktionen in Zusammenhang steht, blieb zunächst unklar.
Russische Raketenangriffe treffen angeblich Artillerieschule
Das russische Militär hat nach eigenen Angaben ein Zentrum zur Schulung von Artilleristen an westlicher Waffentechnik getroffen. „Mit hochpräzisen Luft-Boden-Raketen wurde eine Schlag gegen ein Artillerieausbildungszentrum der ukrainischen Streitkräfte im Raum Stezkiwka im Gebiet Sumy geführt“, sagte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow. In dem Zentrum seien die Soldaten in der Handhabung der westlichen Haubitze M777 unterrichtet worden, fügte er hinzu. Moskau kritisiert seit Monaten die westlichen Waffenlieferungen an die Ukraine. Nach Ansicht des Kremls wäre der Krieg ohne die Rüstungshilfe schon beendet. Um diese Hilfe zu verringern, betont die russische Führung die Vernichtung westlicher Waffen und Freiwilliger besonders. Konaschenkow erklärte so am Samstag auch, dass im Gebiet Odessa im Süden der Ukraine „ein Lager ausländischer Söldner“ durch einen Raketeneinschlag vernichtet worden sei.
Quelle: https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ukraine-russland-konflikt-blog-100.html