Ukraine, Kiew: Ukrainische Soldaten helfen einer Frau mit zwei Kindern ein Transportmittel zu finden.
Quelle: ap

Russland hat die Offensive auf die ukrainischen Städte Mariupol und Wolnowacha fortgesetzt, teilte das Verteidigungsministerium mit. Am Abend berichtete der Bürgermeister von Mariupol von verstärktem russischen Beschuss. Beide Seiten hatten sich zuvor Verstöße gegen die Feuerpause vorgeworfen – die Stadt Mariupol hatte die geplante fünfstündige Evakuierung von Zivilisten verschoben.
Hilfsorganisationen hatten vor einer humanitären Katastrophe gewarnt, weil Lebensmittel, Wasser und Medikamente knapp würden.
Der israelische Ministerpräsident Naftali Bennett war überraschend zu einem Gespräch mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin nach Russland gereist. Nun ist er weiter nach Deutschland geflogen, um Bundeskanzler Scholz zu treffen. Eine dritte Runde von Gesprächen zwischen der Ukraine und Russland ist für Montag geplant.

Russische Truppen konzentrierten sich nach ukrainischen Angaben weiter darauf, die Hauptstadt Kiew und die zweitgrößte Stadt Charkiw einzukesseln. Im Süden der Ukraine wollten sie eine Landbrücke zur annektierten Halbinsel Krim schaffen.
Das Moskauer Verteidigungsministerium teilte laut Agentur Interfax mit, dass russische Truppen eine große Militärbasis nahe der südukrainischen Gebietshauptstadt Cherson unter ihre Kontrolle gebracht hätten. Von Kiew gab es zunächst keine Bestätigung.
Das russische Militär hat nach Angaben des ukrainischen Außenministers Dmytro Kuleba Dutzende Kampfflugzeuge und Hunderte Panzerfahrzeuge verloren. Das sagte er in einer Videobotschaft am Samstag. Er bekräftigte außerdem Angaben von Präsident Selenskyj, wonach seit Beginn des Krieges mehr als 10.000 russische Soldaten getötet wurden. Eine unabhängige Bestätigung dafür gab es nicht.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat sich am Samstag an den US-Senat gewendet. Mitglieder des US-Kongresses haben ihm die Freigabe der vom Weißen Haus beantragten zehn Milliarden Dollar (neun Milliarden Euro) versprochen. Selenskyj hatte zuvor in der Nacht mit Enttäuschung auf die Absage der Nato reagiert, eine Flugverbotszone über der Ukraine durchzusetzen. Damit habe die Allianz grünes Licht für eine weitere Bombardierung ukrainischer Städte und Dörfer gegeben, sagte er in einer Videoansprache.
Putin warnte vor der Durchsetzung einer Flugverbotszone über der Ukraine. „Jede Bewegung in diese Richtung wird von uns als Teilnahme des jeweiligen Landes an einem bewaffneten Konflikt betrachtet.“

Der Chef des ukrainischen Sicherheitsrats hat Russland zur Einrichtung humanitärer Fluchtkorridore für Kinder, Frauen und Ältere aufgefordert. Mehr als 840 Kinder seien bisher im russischen Krieg gegen die Ukraine verletzt worden, sagte Olexij Danilow. Nach Schätzung des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR sind bis einschließlich Freitag mehr als 1,37 Millionen Menschen geflohen. Migrationsforscher Gerald Knaus sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland, Europa müsse sich auf bis zu zehn Millionen Flüchtende einstellen.

Quelle: https://www.zdf.de/nachrichten/politik/putin-kiew-selenskyj-russland-ukraine-krieg-100.html