Wer nicht am Denken leidet, den freut das Aufstehen am Morgen und das Essen und Trinken, der findet Genüge darin und will es nicht anders. Wem aber diese Selbstverständlichkeit verlorenging, der sucht im Laufe der Tage begierig und wachsam nach den Augenblicken wahren Lebens, deren Aufblitzen beglückt und das Gefühl der Zeit samt allen Gedanken an Sinn und Ziel des Ganzen auslöscht. Hermann Hesse… weiterlesen

Das Ziel des Lebens ist Selbstentfaltung. Seine eigene Natur vollkommen zu verwirklichen – dafür ist jeder von uns da. Oscar Wilde… weiterlesen

Kurve der Liebe, laß sie uns zeichnen. Ihr Steigen soll uns unendlich rühmlich sein. Aber auch später, wenn sie sich neigt -: wie eigen. Wie deine feine Braue so rein. Rainer Maria Rilke… weiterlesen

Einmal, wenn ich dich verlier, wirst du schlafen können, ohne daß ich wie eine Lindenkrone mich verflüstre über dir? Ohne daß ich hier wache und Worte, beihnah wie Augenlider, auf deine Brüste, auf deine Glieder niederlege, auf deinen Mund Ohne daß ich dich verschließ und dich allein mit Deinem lasse, wie einen Garten mit einer Masse von Melissen und Stern-Anis. Rainer Maria Rilke… weiterlesen

Wenn es nur einmal so ganz stille wäre. Wenn das Zufällige und Ungefähre verstummte und das nachbarliche Lachen, wenn das Geräusch, das meine Sinne machen, mich nicht so sehr verhinderte am Wachen -: Dann könnte ich in einem tausendfachen Gedanken bis an deinen Rand dich denken und dich besitzen (nur ein Lächeln lang), um dich an alles Leben zu verschenken wie einen Dank. Rainer Maria Rilke… weiterlesen

Bruchstück. Nun still, mein Schritt, im stillen Nebelfeld! hier rührt kein Leben mehr an meine Ruhe: hier darf ich fühlen, daß ich einsam bin. Kein Laut; kein Hauch; der bleiche Abend hält im dichten Mantel schwer die Luft gefangen. So thut es wohl dem unbewegten Sinn … Mein Herz nur hör’ ich noch; doch kein Verlangen nach Leben ist dies Klopfen, – Lust und Schmerz ruhn hinter mir versunken gleich zwei Stürmen, die sich umarmen… weiterlesen

Nenn ich Dich Aufgang oder Untergang? Denn manchmal bin ich vor dem Morgen bang und greife scheu nach seiner Rosenröte. Und ahne eine Angst in seiner Flöte vor Tagen, welche Lidlos sind und lang. Aber die Abende sind mild und mein, von meinem Schauen sind sie still beschienen. In meinen Armen schlafen Wälder ein, und ich bin selbst das Klingen über ihnen und mit dem Dunkel in den Violinen verwandt durch all mein Dunkelsein. Rainer… weiterlesen

Aber weil Hiersein viel ist, und weil uns scheinbar alles das Hiesige braucht, dieses Schwindende, das seltsam uns angeht. Uns, die Schwindendsten. Ein Mal jedes, nur ein Mal. Ein Mal und nichtmehr. Und wir auch ein Mal. Nie wieder. Aber dieses ein Mal gewesen zu sein, wenn auch nur ein Mal: irdisch gewesen zu sein, scheint nicht widerrufbar. Rainer Maria Rilke… weiterlesen

Welche Wiesen duften deine Hände? Fühlst du wie auf deine Widerstände stärker sich der Duft von draußen stützt. Drüber stehn die Sterne schon in Bildern. Gib mir, Liebe, deinen Mund zu mildern; Ach, dein ganzes Haar ist unbenützt. Sieh, ich will dich mit dir selbst umgeben Und die welkende Erwartung heben Von dem Rande deiner Augenbraun; Wie mit lauter Liderinnenseiten will ich dir mit meinen Zärtlichkeiten alle Stellen schließen, welche schaun. Rainer Maria Rilke… weiterlesen

Welt war in dem Antlitz der Geliebten —, aber plötzlich ist sie ausgegossen: Welt ist draußen, Welt ist nicht zu fassen. Warum trank ich nicht, da ich es aufhob, aus dem vollen, dem geliebten Antlitz Welt, die nah war, duftend meinem Munde ? Ach, ich trank. Wie trank ich unerschöpflich. Doch auch ich war angefüllt mit zu viel Welt, und trinkend ging ich selber über. Rainer Maria Rilke… weiterlesen