Ich sehe den Bäumen die Stürme an, die aus laugewordenen Tagenan meine ängstlichen Fenster schlagen, und höre die Fernen Dinge sagen,die ich nicht ohne Freund ertragen, nicht ohne Schwester lieben kann. Da geht der Sturm, ein Umgestalter, geht durch den Wald und durch die Zeit,und alles ist wie ohne Alter: die Landschaft, wie ein Vers im Psalter,ist Ernst und Wucht und Ewigkeit. Wie ist das klein, womit wir ringen, was mit uns ringt, wie ist… weiterlesen

Nein, Junge, suche du allein Den Weg und laß mich weitergehen!Mein Weg ist weit und mühevollUnd führt durch Dornen, Nacht und Wehen.Geh lieber mit den andern dort!Der Weg ist glatt und viel betreten,Ich will in meiner EinsamkeitAuch fürder einsam sein und beten.Und siehst du mich auf Bergen stehen,Beneid mich nicht um meine Flügel!Du wähnst mich hoch und himmelnah –Ich seh, der Berg war nur ein Hügel. Hermann Hesse… weiterlesen

Auf Dach und Simsen überallDer stetig leise TropfenfallUnd weit hinein ins dunkle LandSanft wie ein Schleier ausgespannt,Der sich im Winde senkt und hebtUnd leblos ist und dennoch lebt.Der Acker, der die Wolke zieht,Der Himmel, der zur Erde strebt,Das wogt und rinnt und klagt und bebtIn diesem stetig leisen Lied,So wie ein tiefer GeigenklangGeheimer Sehnsucht dunklen DrangIn Töne hüllt und weiterträgtUnd da und dort ein Herz bewegt,Das nach demselben HeimwehlandSich sehnend, keine Worte fand.Und was nicht… weiterlesen

Ich hatte eine seltene ViolineMit wunderbar gebräunten, blanken, starkenWänden und lichten,Echten, uralten Zargen.Nur schräg im Boden,sichtbar keinem Laien,Zog sich ein Riß und gab den edlen TönenEin seltsam hartes,Verwundetes, krankes Stöhnen.Krähn können auch die Raben.Wer klingen will,Wer Lieder singen will,Darf keine Risse haben. Hermann Hesse… weiterlesen

Altmodisch steht mit schmächtigen PilasternWie sonst das Schloss. Auf violetten AsternIrrt noch ein später Falter her und hinMit krankem Flügelschlagen,Und welke Beete sagen,Dass ich zu spät gekommen bin.Und am Balkon in seidenen Gewändern,Mit stolzen Augen in vertrübten Rändern,Steht trüb und stolz die blasse Königin,Und will die Hand erheben,Und kann mir nicht vergeben,Dass ich zu spät gekommen bin. Hermann Hesse… weiterlesen

Es gibt zwei menschliche Hauptsünden, aus welchen sich alle andern ableiten: Ungeduld und Lässigkeit. Wegen der Ungeduld sind sie aus dem Paradiese vertrieben worden, wegen der Lässigkeit kehren sie nicht zurück. Vielleicht aber gibt es nur eine Hauptsünde: die Ungeduld. Wegen der Ungeduld sind sie vertrieben worden, wegen der Ungeduld kehren sie nicht zurück. Franz Kafka… weiterlesen

Du kannst dich zurückhalten von den Leiden der Welt, das ist dir freigestellt und entspricht deiner Natur, aber vielleicht ist gerade dieses Zurückhalten das einzige Leid, das du vermeiden könntest. Franz Kafka… weiterlesen

In der abendlichen Sonnesitzen wir gebeugten Rückensauf den Bänken in dem Grünen.Unsere Arme hängen nieder,unsere Augen blinzeln traurig. Und die Menschen gehn in Kleidernschwankend auf dem Kies spazierenunter diesem großen Himmel,der von Hügeln in der Fernesich zu fernen Hügeln breitet. Franz Kafka… weiterlesen

“Ach”, sagte die Maus, “die Welt wird enger mit jedem Tag. Zuerst war sie so breit, dass ich Angst hatte, ich lief weiter und war glücklich, dass ich endlich rechts und links in der Ferne Mauern sah, aber diese langen Mauern eilen so schnell aufeinander zu, dass ich schon im letzten Zimmer bin, und dort im Winkel steht die Falle, in die ich laufe.” “Du musst nur die Laufrichtung ändern”, sagte die Katze und fraß… weiterlesen

Es ist sehr gut denkbar, dass die Herrlichkeit des Lebens um jeden und immer in ihrer ganzen Fülle bereitliegt, aber verhängt, in der Tiefe, unsichtbar, sehr weit. Aber sie liegt dort, nicht feindselig, nicht widerwillig, nicht taub. Ruft man sie mit dem richtigen Wort, beim richtigen Namen, dann kommt sie. Das ist das Wesen der Zauberei, die nicht schafft, sondern ruft. Franz Kafka… weiterlesen