
Für uns aber wird dieser Abend nur eine stille Stunde sein, nichts mehr; wir werden in dem entlegenen kleinen Gartenhaus sitzen und an jene denken, die Weihnacht haben; an unsere kleine liebe Ruth und an uns, als ob wir selbst noch irgendwo die Kinder wären, die wir einmal waren, – die wartenden, froh bangen Weihnachtskinder, auf die die großen Überraschungen zukommen wie Engel aus Innen und Außen; die Kinder, die das Dunkel jener Abende, die dem einen Abend vorangingen, fürchteten und liebsten; die fühlten, wie klein in jenen Dezembertagen, die das Fest vorbereiteten, der Kreis der Lampe war und wie immer geheimnisvoller ringsum die Stube sich verlor, sodass man gar nicht sagen konnte, wo ihre Wände waren und ob man nicht an einem runden Tische mitten im Walde saß …
Bis dann alles Dunkel sich in Glanz verwandelte, sodass man auch die geringsten Dinge glänzen sah.
Ich denke viel an Sie, meine Freundin, und komme bald mehr von mir erzählen. Dieses sollte nur ein Grüßen sein und ein Zeichen von Liebe und Nähe.
Ihr:
Rainer Maria Rilke