Gestern nacht habe ich den von Fred Haines 1974 verfilmten Steppenwolf gesehen ( mit Max von Sydow als Harry und Dominique Sanda als Hermine).
Es ist die Geschichte des Außenseiter Harry Haller, der an seiner Zerissenheit leidet. Seine Sehnsucht nach Zugehörigkeit, nach Harmonie und Liebe kollidiert mit dem Drang nach Freiheit und der Verachtung für das Normale. So schlittert er immer tiefer in eine existenzielle Krise. Selbstmord scheint ihm der einzige Ausweg.
Doch dann begegnet er der verführerischen Hermine, die ihn zu leben lehren versucht, und mit dem Magischen Theater, einem Seelenspiegel bekannt macht. Durch diese neuen Erfahrungen beginnt Harry sich selbst zu erkennen…
Bei der filmischen Umsetzung des Traktates zeigt Haines Fantasie und Mut, die leider zum Ende des Films nachlassen, gar verwirren. Es ist gewiss kein Spielfilm, den man sich eben mal so anschauen kann (sollte). Ohne das Buch zu kennen, geht vieles im Film verloren, fehlt an Tiefe. Haines Film ist sicherlich keine Meisterleistung der literarischen Adaption. Aber hier stellt sich die generelle Frage, kann man den Steppenwolf überhaupt auf das Medium Film transportieren? Aus gutem Grund hatte sich Hesse gegen die Verfilmung seine Werke ausgesprochen.
Die meisten Menschen wollen nicht eher schwimmen als bis sie es können.” Ist das nicht witzig? Natürlich wollen sie nicht schwimmen! Sie sind ja für den Boden geboren, nicht fürs Wasser. Und natürlich wollen sie nicht denken; sie sind ja fürs Leben geschaffen, nicht fürs Denken! Er hatte vieles von dem gelernt, was Menschen mit gutem Verstand lernen können, und er war ein ziemlich kluger Mann. Was er aber nicht gelernt hatte, war dies: mit sich und seinem Leben zufrieden zu sein. Dies konnte er nicht, er war ein unzufriedener Mensch. Mochte das nun hohe Weisheit sein oder einfachste Naivität: wer so dem Augenblick zu leben verstand, wer so gegenwärtig lebte und so freundlich-sorgsam jede kleine Blume am Weg, jeden kleinen spielerischen Augenblickswert zu schätzen wußte, dem konnte das Leben nichts anhaben.