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Die Augen der Welt richten sich ab morgen (Mittwoch) auf einen Schornstein in Rom. Am Freitag wurde das meistfotografierte Metallrohr der Welt auf dem Dach der Sixtinischen Kapelle montiert. Hier wird ab Mittwoch mindestens einmal am Tag der Rauch durchgeleitet, der beim Verbrennen der Stimmzettel des Konklaves entsteht. Seit Jahrhunderten das gleiche Ritual: Schwarz – wenn es keine Zweidrittel-Mehrheit gibt, weiß – wenn wir einen neuen Papst haben – Habemus Papam.

Fünf Konklave – Ein halbes Jahrhundert im Zeichen des Wandels der Kirche

Ich wurde 1966 geboren, in einer Welt, in der Johannes Paul VI. Papst war, das Zweite Vatikanische Konzil noch in den Köpfen nachhallte und die katholische Kirche sich inmitten tiefgreifender Veränderungen befand. Dass ich heute, nach dem Tod von Papst Franziskus, mein fünftes Konklave erlebe, erfüllt mich mit einer Mischung aus Ehrfurcht, Staunen und auch Nachdenklichkeit. Fünfmal durfte ich Zeuge sein, wie die Kirche einen neuen Hirten wählte – fünf Momente des Innehaltens, der Spannung, der Hoffnung und auch der Sorge um die Zukunft der katholischen Weltgemeinschaft.

Mein erstes bewusst erlebtes Konklave war jenes von 1978 – genauer gesagt: zwei Konklaven in einem Jahr. Im August starb Paul VI., und Johannes Paul I. wurde gewählt – ein freundliches, sanftes Gesicht, das die Welt jedoch nur für 33 Tage begleiten sollte. Sein plötzlicher Tod war ein Schock, auch für mich als Kind. Kurz darauf folgte das Konklave, das den Polen Karol Wojtyła zum Papst machte – Johannes Paul II. Seine lange Amtszeit prägte nicht nur die Kirche, sondern auch das Weltgeschehen. Er war der Papst meiner Jugend, meiner Ausbildung, meiner ersten bewussten Auseinandersetzung mit Glauben, Zweifeln und Identität.

Dann, 2005, das dritte Konklave: der Abschied von Johannes Paul II. war für viele Gläubige ein sehr emotionaler Moment – fast wie der Verlust eines Familienmitglieds. Benedikt XVI., der Theologe, wurde sein Nachfolger. Wir haben das damals sehr intensiv miterlebt, weil Daniel zu dieser Zeit gerade in Rom war. Ein deutscher, intellektueller Papst, dessen Worte Tiefgang hatten, auch wenn seine Amtszeit von vielen Herausforderungen geprägt war. Dass er 2013 freiwillig zurücktrat, war ein historisches Ereignis.

Das vierte Konklave wählte Franziskus – den ersten Papst aus Lateinamerika, den ersten Jesuiten auf dem Stuhl Petri, den ersten, der den Namen des „Poverello“ von Assisi wählte. Seine Amtszeit war anders: volksnah, aber auch polarisierend. Reformwillig, aber auf viele Widerstände stoßend. Mit ihm begann eine neue Sprache der Kirche – eine, die Brücken zu schlagen versuchte.

Und nun, 2025, beginnt „mein“ fünftes Konklave. Es ist ein Moment des Rückblicks, aber auch des Ausblicks. Ich spüre, wie sich die Welt verändert hat, und mit ihr die Kirche. In diesen Jahrzehnten haben sich Themen wie Missbrauchsskandale, der Umgang mit Frauen in der Kirche, Sexualmoral, der Dialog mit anderen Religionen und Weltanschauungen immer stärker in den Vordergrund gedrängt. Jedes Konklave war auch ein Spiegel seiner Zeit – und ein Ausdruck der Spannungen zwischen Bewahrung und Erneuerung. Als gläubiger Mensch – besser – als jemand, der an den Rändern des Glaubens lebt, aber die Institution Kirche mittlerweile verurteilt – frage ich mich: Welchen Weg wird sie nun einschlagen? Welche Zeichen wird der neue Papst setzen? Was bleibt – und was muss sich endlich wandeln?

Fünf Konklave – das sind nicht nur fünf Papstwahlen. Das sind fünf Abschnitte, fünf historische Kapitel, fünf Spiegelungen meines eigenen Wachsens, Fragens, damaligen Hoffens und eine große Frage in die Zukunft.

thunor