Ukrainian service members look for unexploded shells after a fighting with Russian raiding group in the Ukrainian capital of Kyiv in the morning of February 26, 2022, according to Ukrainian service personnel at the scene. (Photo by Sergei SUPINSKY / AFP)

Tag 3 – Russische Truppen rücken auf Kiew vor, der ukrainische Präsident Selenskyj ruft in einer neuen Videobotschaft die Bevölkerung zur Verteidigung der Hauptstadt auf. Die Führung in Moskau meldet die Eroberung einer Stadt im Südosten.

Explosionen erschüttern Kiew, die ukrainische Hauptstadt steht unter Artilleriebeschuss. Die russische Armee ist am dritten Tag nach der Kriegserklärung von Präsident Wladimir Putin weiter in das Nachbarland vorgerückt.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj warnte die Bevölkerung in der Nacht auf Samstag vor dem Ansturm der russischen Armee auf Kiew. Ein Angebot der USA, ihn außer Landes zu bringen, lehnte Selenskyj Berichten zufolge ab. Der Präsident meldete sich stattdessen in einem Video aus Kiew zu Wort.

Der Krieg ist nun mit voller Wucht in der Hauptstadt angekommen. In der Nähe des Regierungsviertels in Kiew sind Augenzeugen zufolge Schüsse zu hören. Nach Angaben der Zivilschutzbehörde ist ein großer Wohnblock von einem Geschoss getroffen worden. Ersten Meldungen zufolge gab es dabei keine Todesopfer. (Verfolgen Sie hier den laufend aktualisierten News-Überblick)

Laut der Nachrichtenagentur AP ist nicht klar, wie weit russische Soldaten bereits in Kiew vorgedrungen sind. Berichte über Kämpfe am Rande der Stadt deuteten darauf hin, dass kleine russische Einheiten die ukrainische Verteidigung sondierten, um einen Weg für die Hauptstreitkräfte freizumachen, hieß es. Brücken, Schulen und Wohnhäuser seien zerstört oder beschädigt worden.

Die ukrainischen Behörden warnen angesichts des russischen Einmarsches vor Straßenkämpfen in der Hauptstadt. »Auf den Straßen unserer Stadt laufen jetzt Kampfhandlungen. Wir bitten darum, Ruhe zu bewahren und maximal vorsichtig zu sein!«, hieß es in der Mitteilung am Samstag. Wer in einem Bunker sei, solle dort bleiben. Im Fall von Luftalarm sollten die Menschen den nächsten Bunker aufsuchen. Die Stadt veröffentlichte eine Karte dazu.

Laut Kiews Bürgemeister Vitali Klitschko sind Dutzende Menschen bei den Kämpfen in Kiew in der Nacht auf Samstag verletzt worden. 35 Menschen, darunter zwei Kinder, seien verwundet worden. Dabei blieb unklar, ob er sich nur auf Zivilisten bezog. Klitschko fügte hinzu, dass es in Kiew derzeit keine große russische Militärpräsenz gebe.

Die russische Nachrichtenagentur Interfax meldete am Samstag unter Berufung auf das Verteidigungsministerium in Moskau, russische Truppen hätten die Stadt Melitopol in der südöstlichen ukrainischen Region Saporischschja eingenommen. Die Kleinstadt liegt in der Nähe des Asowschen Meeres.

Kämpfe werden von ukrainischer Regierungsseite auch aus der Nähe der ukrainischen Städte Mariupol, Cherson, Mykolajiw und Odessa im Küstengebiet des Schwarzen Meeres gemeldet. »Schwere Kämpfe finden in der Nähe von Mariupol statt«, sagte Präsidialamtsberater Mychailo Podoljak bei einem Briefing. »Aber es besteht keine Chance, dass Mariupol kapituliert oder eingenommen wird.«

Laut ukrainischem Militär werden die Städte im Osten der Ukraine aus der Luft attackiert. Vom Schwarzen Meer aus seien Marschflugkörper auf die Ukraine abgefeuert worden.

Quelle: https://www.spiegel.de/ausland/kampf-um-kiew-die-wichtigsten-ereignisse-der-nacht-im-ueberblick-a-7eaa9e62-ad42-4350-9c61-4dbcffca9621