von Kevin Drewes

Nach riesigem Erfolg und einem Laufzeitrekord im Plymouth Theatre am Broadway und mehreren erfolgreichen Spielzeiten in verschiedenen deutschen Theaterbühnen (zuletzt 2019 im Theater Dortmund) hat sich jetzt das Staatstheater Darmstadt für ihre Spielzeit die Dienste von Alexander Klaws und seiner Ehefrau Nadja Scheiwiller (spielt die Lucy Harris) gesichert. Nach intensiver Vorbereitung war die Spannung groß – kann Klaws auch diese Doppelrolle?
Alexander Klaws gelingt Spagat
Mit gewohnt vollem Einsatz und viel Leidenschaft schafft er es, die Doppelrolle perfekt zu interpretieren und die Schizophrenie des fanatischen Arztes Henry Jekyll glaubwürdig rüber zu bringen. Kurz nach Halloween versetzt er die Zuschauer als Hyde, das durch ein Experiment selbst erschaffene zweite Ego des Arztes, in Angst und Schrecken. Gerade im späteren Verlauf, wo die innere Zerrissenheit von Jekyll immer größer wird, glänzt Klaws mit beeindruckendem Schauspiel – die Zuschauer im ausverkauften Saal waren förmlich gefesselt. Keine Frage, Alexander Klaws hat seine Ankündigung, eine ganz neue Seite zeigen zu wollen, wahrgemacht
Nadja Scheiwiller mit grandioser Performance
Auch Ehefrau Nadja Scheiwiller begeistert als Lucy Harris ebenfalls mit viel Spielfreude und mit ihrer kraftvollen und zugleich gefühlvollen Stimme. Ihr erster Soloauftritt ist eine der stärksten im gesamten Stück. Und auch das Duett mit Barbara Obermeier (Lisa Carew) ist ganz großes Kino. Zudem ist das Zusammenspiel des Paares Klaws und Scheiwiller, das sich teilweise separat voneinander in ihren Wohnungen auf die Rollen intensiv vorbereitet hat, ist dabei besonders spannend – vor allem da Nadjas Rolle nicht weiß, dass in dem Mann, in dem sie sich verliebt, ein Dämon steckt. Man darf natürlich jedoch auch die anderen Darsteller nicht vergessen, die allesamt einen tollen Job gemacht haben. Das Ensemble eingeschlossen, das durch schöne inszenierte Choreografien ebenfalls seine Momente erhält.
Authenthische Kostüme und Bühnenbild
Auch die sehr detailgetreuen Dekorationen und Kostüme der Darmstädter Inszenierung überzeugen, die in den hauseigenen Werkstätten des Staatstheaters angefertigt wurden. Das Bühnenbild stammt derweil zum Großteil vom Theater Dortmund, wo das Musical zuletzt aufgeführt wurde. Auch dieses zeigt sich sehr authentisch und setzt die damalige Epoche toll in Szene. Aus den drei Bühnenbilder auf einer rotierenden Plattform wird mit viel Detailverliebtheit einiges herausgeholt, zudem ist die zweistöckige Bühne ein echtes Highlight. Keine Frage, „Jekyll & Hyde“ in Darmstadt weiß zu überzeugen – Musicalfans sollten sich das Stück nicht entgehen lassen.