In schwüler Mittagsstunde
Lieg‘ ich am Bach ins Gras gestreckt;
Kein Laut in weiter Runde,
Der mich aus dämmerndem Traume weckt.
Leicht in den Lüften weben
Sommerfäden den silbernen Zwirn,
Halme und Gräser schweben
Über der Brust mir und über der Stirn.
Und Bienen und Schmetterlinge
Blaue Libellen umsummen mich leis:
Viel süßere, heimliche Dinge
Trag‘ ich im Herzen, die keiner weiß.
Buntschimmernde Liebesgedanken,
Lange verborgen in tiefer Gruft,
Sie heben die Flügel, die schwanken,
Und schwirren hinaus in den Sommerduft.
Ich seh‘ sie flattern und gaukeln
Um wehende Gräser im Sonnenstrahl,
Wie Elfen auf Blumen sich schaukeln,
Ein lustiges Völkchen allzumal.
Freut euch, ihr goldnen Dinger,
Die Lust wird rasch zu Ende sein,
Des Herzens dunkler Zwinger
Schließt bald euch alle wieder ein.

Richard von Volkmann