
Ursprünglich war Halloween ein keltisches Fest namens Samhain, das den Übergang vom Sommer zum Winter markierte. Die Menschen glaubten damals, dass in dieser Nacht die Grenze zwischen der Welt der Lebenden und der Toten verschwimme. Später wurde das Fest von der christlichen Kirche mit dem Allerheiligenabend verknüpft, woraus schließlich „All Hallows’ Eve“ und schließlich „Halloween“ entstand. Doch was einst ein spirituelles und kulturell bedeutsames Ritual war, ist heute in vielen Teilen der Welt zu einer schrillen Konsumveranstaltung geworden.
Halloween hat seinen ursprünglichen Sinn weitgehend verloren und sich zu einem Fest des Kommerzes entwickelt. Schon Wochen im Voraus überfluten Supermärkte die Regale mit Plastikmasken, künstlichen Spinnenweben und tonnenweise Süßigkeiten. Ganze Industrien leben davon, dass Menschen für eine Nacht so tun, als ob sie sich gruseln müssten. Der eigentliche Schrecken liegt heute weniger in Gespenstern oder Vampiren, sondern in den langen Kassenbons, die nach der „gruseligsten Nacht des Jahres“ übrig bleiben. Auch das Verkleiden hat seine ursprüngliche Bedeutung verloren. Früher sollte man sich maskieren, um böse Geister zu täuschen oder fernzuhalten. Heute ist es ein Vorwand für Partys und Selfies.
Kaum jemand weiß noch, warum man sich überhaupt verkleidet. Ebenso hat sich der Brauch des „Süßes oder Saures“ verändert. Was einst ein freundlicher Austausch zwischen Nachbarn war, ist vielerorts zu einer nervigen Pflichtveranstaltung geworden. Kinder ziehen in Gruppen durch die Straßen, fordern Süßigkeiten und hinterlassen manchmal Chaos, wenn jemand die Tür nicht öffnet. Der ursprüngliche Gedanke von Gemeinschaft und gegenseitiger Gabe ist verschwunden, geblieben ist die oberflächliche Show.
Besonders in Deutschland ist Halloween kein gewachsener Brauch, sondern ein amerikanischer Import, der innerhalb weniger Jahrzehnte durch Werbung, Filme und soziale Medien populär wurde. Es ist ein Beispiel dafür, wie schnell sich ein fremdes Fest durch Konsum und Unterhaltung in den Alltag schleichen kann, ohne kulturelle Wurzeln zu schlagen. Am Ende bleibt von Halloween kaum mehr als eine Mischung aus Zuckerrausch, Plastikmüll und dem Druck, mitzufeiern. Vielleicht wäre der wahre Grusel, einmal ganz ohne Kostüm, Deko und Lärm den Abend still zu verbringen und sich zu fragen, was von unseren Festen überhaupt noch übrig bleibt, wenn man den Kommerz abzieht…
thunor