Absolutes Glück oder Unglück kennen wir nicht. Alles ist in diesem Leben gemischt; man genießt darin kein Gefühl ganz rein, verharrt nicht zwei Augenblicke in demselben Zustand. Geistig wie körperlich befinden wir uns in fortwährenden Schwankungen. Gutes wie Böses ist unser gemeinsames Erbteil, wenn auch in verschiedenem Maße. Der Glücklichste ist derjenige, welcher am wenigsten Not und Sorgen zu erfahren hat, der Unglücklichste, wer am wenigsten Freude empfindet. Trotz aller Verschiedenheit des Erdenloses ist es doch darin bei allen gleich, daß wir mehr bittere als freudvolle Stunden durchzumachen haben. Hienieden ist deshalb das Glück des Menschen nur ein negativer Zustand; man kann es lediglich nach der geringeren Anzahl der zu erduldenden Uebel bemessen.
Jean-Jacques Rousseau