Es längern’ sich die Abendschatten,
Und düster bricht die Nacht herein;
Kein Nordlicht glänzt, kein Sternlein funkelt,
Farblos ist Alles und verdunkelt,
Und schwarz umschleiert des Mondes Schein.
Wenn so in Finsternis gehüllet
Du murrend rufst: „welch dunkle Nacht!“
Und diese Nacht Dir selbst verteufelst,
Weil herz- und sinnlos Du bezweifelst
Das Wiederkehren der Sonnenpracht!
Fürwahr! Du musst Dir selbst dann zürnen,
Den blöd’sten Zweiflern gleich zu sein.
Spricht Alles doch zu diesen Toren:
„Das Licht wird aus der Nacht geboren,
„Und aus dem Dunkel der Sonnenschein.“
Drum, wenn Dir aus der Zeiten Quelle
Nicht immer reine Freude quillt,
Dann murre nicht ob dunkler Führung!
Der Gegenkräfte Machtberührung
Bringt Kolorit in das Lebensbild.
Was nächtig ist, kann nimmer schrecken,
Denn eh Du’s wähnst, ist Rettung da.
Wie immerdar sich Licht und Schatten
Im wundersamen Wirken gatten,
Tritt oft die Lüge der Wahrheit nah.
Doch in sich selbst muss sie vergehen,
Wie Nacht dem Sonnenlichte weicht;
Sie hilft die Feindin selbst verklären,
Muss knechtisch fürchtend sie, verehren,
Wenn sie sich eitel zu hoch versteigt.
Hat also Wunsch nach besser’n Tagen
Zu fühlen, sich Dein Herz erkühnt:
So glaubs’ fest, dass sei Äonen
Noch nie den feindlichen Dämonen
Das Hohe und Wahre zum Spiel gedient.
Georg Nikolaus Bärmann