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Ist die Institution Kirche nicht krank?

Machtmissbrauch und Missbrauchsskandale (z.B. in der katholischen Kirche weltweit): Jahrzehntelanges Vertuschen, kaum Konsequenzen. Verlust an Relevanz in Europa: Viele Menschen fühlen sich nicht mehr angesprochen, Kirche wirkt oft rückwärtsgewandt oder lebensfremd. Hierarchie & Intransparenz: Entscheidungsprozesse sind oft autoritär, nicht demokratisch, kaum partizipativ.
Ungleichheit und Ausschluss: Frauen, LGBTQ+-Personen und andere Gruppen werden nach wie vor diskriminiert.

Die Institution an sich wirkt in Teilen starr und unreformierbar – was nicht bedeutet, dass es nicht auch lebendige, progressive, spirituell tiefgründige Bewegungen innerhalb der Kirche gibt. Aber das offizielle System wirkt für viele eben „krank“.

Kirche und Russland – die Rolle der Orthodoxie & Putin

Die russisch-orthodoxe Kirche ist eng mit dem Staat verbunden. Sie unterstützt Putin offen und sieht sich selbst als Bewahrerin einer „russischen Zivilisation“ im Gegensatz zum „verfallenden Westen“. Das führt zu: Legitimation von Gewalt und Krieg (z.B. in der Ukraine): Patriarch Kirill hat den Krieg mitgetragen, ihn sogar als „Verteidigung der Moral“ dargestellt. Nationalistische Theologie: Religion wird politisch instrumentalisiert, spirituelle Inhalte stehen oft hinten an. Repression gegen Andersdenkende: Auch in der Kirche selbst gibt es kaum Platz für kritische Stimmen. Das ist nicht nur problematisch, sondern ein Paradebeispiel für eine „krankhafte Symbiose“ zwischen Religion und Macht.

Kirche in Afrika

Hier ist das Bild ganz anders – und komplex: Wachstum und Einfluss: Christliche Kirchen (besonders Pfingstkirchen) boomen in vielen Teilen Afrikas. Soziale Rolle: Kirchen bieten oft Bildung, Gesundheit, Stabilität – weil staatliche Strukturen schwach sind. Konservatismus & Homophobie: In vielen Fällen vertreten Kirchen extrem konservative moralische Positionen, die z.B. Homosexualität verdammen – oft in Verbindung mit kolonialem Erbe oder Missionarsideologie. Abhängigkeit von Europa: Viele afrikanische Kirchen sind noch an europäische Mutterkirchen gebunden – aber das Verhältnis ist nicht immer einfach.

„Wie kommen wir Europäer damit klar?“

Gute Frage. Wir leben in einer Zeit, wo Spiritualität und Institution oft auseinanderdriften. Für viele Menschen gilt:

Glaube ja, Kirche nein – die Sehnsucht nach Sinn ist da, aber nicht mehr im traditionellen Gewand.

Postkoloniale Verantwortung: Als Europäer müssen wir reflektieren, wie sehr „unsere Kirchen“ Kolonialismus, Macht und Unterdrückung mitgetragen haben – und das aufarbeiten.
Solidarität statt Dogma: Viele fragen sich, wie Religion wieder ein Ort für Mitmenschlichkeit, Gerechtigkeit und echte Gemeinschaft sein kann.

thunor