
Die letzten Gartenfreuden, die letzten Wiesenblumen, die Schwalben unter meinem Dach, die letzten satt und taumelnd übers Land wehenden Schmetterlinge. Man achtet schon wieder jeden einzelnen und fürchtet bei jedem, er möchte der letzte seiner Gattung sein. Auch unsere altmodischen kleinen Dampfschiffe, meine einzige Verbindung mit der Welt, werden in Bälde rar werden. Vom Oktober an kommt nur noch eins am Tag, und im tieferen Winter bleibt auch das zuweilen aus. Sie alle, Schwalbe und Feldblume, Schmetterling und Dampfschiff, sind mir lieb und haben mir diesen Sommer hindurch viele Freuden gebracht; ich möchte sie alle noch ein wenig halten und noch einmal recht zu eigen haben, ehe sie dahingehen. Was für ein Narr bin ich gewesen, wie viele Sommerstunden bin ich trotz alledem im Hause und am Büchertisch gesessen, wie viele Abende und Morgenfrühen habe ich versäumt! Ade auch, ihr ungenossenen Tage, die ihr nun schöner und köstlicher scheint als alle anderen!
Hermann Hesse