Du liebe, du vergess’ne Frucht,
Verlassen bist du, nicht gesucht!
Wie ein bescheidnes Sehnen,
Ein Leben, dessen ganz Geschick
Der Schimmer von verlor’nem Glück,
Ein Lächeln ist in Tränen.
Ich lieb’ dich, wie du hoffnungslos,
Du Waisenkind der wilden Ros’,
Dastehst im Winterschauer.
Du rührst mich, wie ein stummes Fleh’n,
Wie, die da weinet ungeseh’n,
Die stille Witwentrauer!
Von all’ der Sommerherrlichkeit —
Was blieb uns übrig? Weit, ach weit
Ist sie hinweggetrieben!
Als Alles nun von dannen zog,
Was Wort sich hielt und was sich trog,
Da bist nur du geblieben!
So hör’ ich leise sprechen dich
Und seh’ dein Leben fügen sich
Zu and’ren Märtyrlosen;
Denn leicht vergisst der Menschen Sinn
Des Unglücks heil’ge Trösterin
Und kniet vor neuen Rosen.
Ich aber grüß’ dich, liebe Frucht,
Die in der Winterstürme Wucht
Mir freundlich noch begegnet!
Du bist in deinem Sterbekleid
Ein Bild von jenem Menschenleid,
Das, nichts mehr hoffend, – segnet!
Bernhard Scholz