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… du sprichst und sprichst
und alles, was aus dir herauskommt, ist Literatur
Schön wär’s.
Meistens, wenn ich schreibe, kommt gar nichts heraus
und meistens nur Schlechtes.

Hör auf, dich kleinzumachen. Franz Kafka, der Selbstverkleinerer…
Wenn, dann schon „Zerkleinerer“.
Sehr witzig!
Ich bin ja gar nicht klein, aber mager bin ich. Und schwach.
Jaaa, mager, und klein und schwach und dazu so unbedeutend.
Und niemand würde dich für jemand anderen verlassen.
Nie könntest du gewinnen, das trägst du vor dir her.
Und alle helfen wir dir.
Max, deine Schwestern, ich.
Bestimmt auch deine arme Verlobte von damals, auch deine Vorgesetzten,
die du ja nie belügen würdest
nur wegen einer Frau,
Alle fragen wir uns ständig, was man mit dem armen Franz machen,
wie man Kafka helfen kann, weil wir dir alle deine Erfindung vom armen Schwächling glauben
sogar in einen Käfer verwandelst du dich, damit man dich in Ruhe lässt und zu nichts zwingt.
Ein schrecklicher Riese bist du!
Du gehst keinen Schritt von deinem Weg ab und machst nicht den geringsten Kompromiss
Während wir alle hilflos ins Leben verstrickt sind.
Ja und dann macht Franz Kafka auch gar keine Kompromisse.
Er schreibt seine Sachen nicht fertig, wie andere,
feilt nicht daran, bis man sie lesen kann,
trägt sie nicht zum Verlag, sondern er legt sie weg,
lässt sie in der Schublade
weil Kompromisse sind für andere, nicht für den großen Franz Kafka,
der angeblich so klein ist und so schwach
Er lebt fürs Schreiben, aber Fertigschreiben wäre unter seiner Würde
und unter seinem Anspruch
Nur einer Macht beugt er sich auf dieser Welt
Und welche ist das, na?
Welche ist diese Macht?
Welche?
Der beschissene Busfahrplan!

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