Johannes Brahms – Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 d-Moll op. 15

Guillaume Connesson – Flammenschrift (2012)
Robert Schumann – Sinfonie Nr. 1 B-Dur op. 38 „Frühlingssinfonie“

Robert Schumann hatte 1853 mit seinem Aufsatz „Neue Bahnen“ in der „Neuen Zeitschrift für Musik“ Brahms‘ Klavierstil treffend charakterisiert: „Am Clavier sitzend, fing er an wunderbare Regionen zu enthüllen. Wir wurden in immer zauberischere Kreise hineingezogen. Dazu kam ein ganz geniales Spiel, das aus dem Clavier ein Orchester von wehklagenden und lautjubelnden Stimmen machte. Es waren Sonaten, mehr verschleierte Symphonien, – Lieder, deren Poesie man, ohne die Worte zu kennen, verstehen würde, obwohl eine tiefe Gesangsmelodie sich durch alle hindurchzieht, – einzelne Clavierstücke, theilweise dämonischer Natur von der anmuthigsten Form, – dann Sonaten für Violine und Clavier,- Quartette für Saiteninstrumente, – und jedes so abweichend vom andern, daß sie jedes verschiedenen Quellen zu entströmen schienen. Und dann schien es, als vereinigte er, als Strom dahinbrausend, alle wie zu einem Wasserfall, über die hinunterstürzenden Wogen den friedlichen Regenbogen tragend und am Ufer von Schmetterlingen umspielt und von Nachtigallenstimmen begleitet.“
Am Klavier – Joseph Moog: Ausgezeichnet mit dem Gramophone Classical Music Award, zwei International Classical Music Awards und nominiert für einen Grammy, fühlt sich Moog auf den großen Bühnen der Welt zu Hause.

Guillaume Connesson (geboren 1970) ist einer der meistgespielten französischen Komponisten seiner Generation. Er selbst sagte: „Flammenschrift“ ist ein Ausdruck, den Goethe in seiner Marienbader Elegie nutzt. Ich wollte eine Stimmung einfangen, die ein psychologisches Porträt Beethovens zeichnet und, allgemeiner gesagt, eine Hommage an die Musik Deutschlands. Mein Porträt von Beethoven ist das eines Mannes von großer Wut, brodelnd und ungestüm, dessen innere Gewalt in zahlreichen Musikwerken zum Ausdruck kommt.

London, Februar 1837. James William Davison, Redakteur bei der Londoner Times, erhält aus Leipzig diesen Brief des englischen Komponisten William Sterndale Bennett: „Ich muß ihnen erzählen, dass es hier einen sehr netten Zeitgenossen gibt. Er heißt Schumann, und ich schätze ihn sehr. Er ist sehr gebildet, spielt wunderbar das Pianoforte, wenn er Lust hat, und komponiert sehr viel, jedoch ist seine Musik eher zu exzentrisch. Er ist hier Herausgeber einer Musikzeitschrift (…). Ein Talent, das noch eine große Zukunft vor sich hat.“ Der Brief zeigt nur die öffentliche Seite. Schumann hatte erst vor kurzem Mutter, Bruder und Schwägerin verloren und wird von einem Konflikt mit seinem ehemaligen Klavierlehrer Friedrich Wieck zermürbt, der sich erbittert gegen Roberts Verbindung mit dessen Tochter Clara stellt.
Sinfonien, das klingt aus dem Brief an Dorn heraus, sind für Robert Schumann der Gipfel musikalischen Ausdrucks. Ein sinfonischer Versuch von 1832 in g-Moll fällt durch, so dass Schumann von allen weiteren Versuchen zunächst absieht. Anfang 1841 überwindet er seine Ehrfurcht vor der Form, und es wundert nicht, dass er nach der zurückliegenden Zeit sein Werk nun als „Frühlingssymphonie“ bezeichnet. Im Haushaltsbuch der Familie ist zu lesen: 23. Januar: Frühlingssymphonie angefangen / 24. Januar: Adagio u. Scherzo d. Symphonie fertig gemacht / 25. Januar: Symphoniefeuer – schlaflose Nächte – am letzten Satz / 26. Januar: Juchhe! Symphonie fertig! / 27. Januar: Tag d. Arbeit: Große Erschlaffung. Auch angef. zu instrumentiren / 19. Februar: Abends verd. viel getrunken. Dummer Esel. / 20. Februar: Früh die Symphonie fertig gebracht. Dann mit Klara spatzieren. Schlimmes Befinden von gestern her.

„19. Februar: Abends verd. viel getrunken. Dummer Esel.“

… mhhh, das erinnert mich an meine Jugendzeit.

Wir haben kurz darüber gesprochen, und schon – und während dieser Sinfonie kreisen die Gedanken zurück in die frühen 80er Jahre:
Ich glaube, ich war damals der Einzige aus meiner Schulklasse, der Schumann gehört hat, oder Rachmaninow, oder Chopin. Damals hörten wir Led Zeppelin, AC/DC, Van Halen, KISS und Pink Floyd.
Ich natürlich auch – aber eben auch klassische Musik …

Ich erinnere mich an die Wochenenden in Prag. Zelten in einem parkähnlichen Gebiet in Prag-Troja. Mit der Straßenbahn fuhren wir ins Zentrum. Damals, in der CSSR gab es einen max. Umtauschsatz von 320 Kronen. Unser Geld haben wir meistens im U Fleků komplett in Bier und Knödel mit Gulasch umgesetzt. Nur ich habe für mein Geld in einem Antiquariat Bücher gekauft …

Und so hat mich gerade Schumann mein ganzes Leben begleitet. Nicht nur durch die Verbundenheit mit Geringswalde und Leipzig – sondern durch Gefühle und Erinnerungen an viele wundervolle Momente, die mich, die uns geprägt haben …