ludwigshoehe

Es liegt der Herbst auf allen Wegen, in hundert Farben prangt sein Kleid,
Wie seine Trauer, seinen Segen er um sich streut zu gleicher Zeit.
Es rauscht der Fuß im welken Laube, was blüht’ und grünte, ward ein Traum –
Allein am Stocke winkt die Traube und goldne Frucht schmückt rings den Baum.
So nimmt und gibt mit vollen Händen der Herbst, ein Dieb und eine Fee;
Erfüllung kann allein er spenden, doch sie umfängt ein tiefes Weh! –
O, Herbst der Seele! deine Früchte, sind auch Gewinn sie, oder Raub?
Der Wünsche Blüthe ist zunichte, der Hoffnung Grün ein welkes Laub.
Zu schwer erkauft, um zu beglücken,
O, Seelenherbst, ist deine Zier!
Der Saft der Traube kann entzücken, doch keine Wonne strömt aus dir.
Die Weisheit, wie die Frucht sie nennen, sie preßt mir bittre Thränen aus,
Und ihres Kernes herbem Brennen entkeimet nie ein Frühlingsstrauß!

Luise Büchner