Du Blume, die sich hold zur Sonne wendet,
Ich wollte einstens Deinem Wesen gleichen,
In mir die Sonnenzukehr fromm erreichen,
Doch etwas sagte mir: Du bist verblendet!
Ich habe alle Blüthenkraft verschwendet,
Ich fühlte samend meinen Glanz erbleichen,
Die Luft den Duft von meiner Jugend streifen,
Und heute sind die Lust, die Macht verendet.
Doch seh ich Blumen tief aus sich erstrahlen,
An jedem Morgen sich zur Sonne neigen
Und fast mit Hingebung zum Lichte prahlen.
Ich aber mußte rasch herniedersteigen.
Verloren sind ja alle Sehnsuchtsqualen;
Mein Wesen wurde Niemandem zu eigen.

Theodor Däubler